Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.21                                August 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Zur aktuellen Situation im Sudan

 

von Mihoko Tamamura

 

 

 

 

 

NaJ stellt eine Japanerin vor, die sich seit 1989 im Rahmen der Vereinten Nationen für friedenserhaltende Maßnahmen sowie den Wiederaufbau nach Konflikten engagiert. Frau Mihoko Tamamura hat an VN-Blauhelmmissionen u. a. in Angola und Mosambik sowie an zahlreichen Projekten, z. B. im Bereich Kampf gegen Minen, teilgenommen. Seit Juni 2002 ist sie Leiterin des Verbindungsbüros des Welternährungsprogramms (WFP) in Japan. Im folgenden Beitrag berichtet sie über die akute Mangelernährung im Sudan und das WFP-Programm zur Verteilung von Nahrungsmitteln, das in Darfur trotz grossen Schwierigkeiten durchgeführt wird.

 

Das Ende eines seit mehr als zwanzig Jahren andauernden Konfliktes

- Am 5. Mai 2006 haben die sudanesische Regierung und die größte Rebellenorganisation im Land ein Friedensabkommen in Bezug auf den Bürgerkrieg in der Region Darfur unterzeichnet. Welche Hilfe leistet das Welternährungsprogramm (WFP) den von diesem Konflikt betroffenen Menschen?

Frau Tamamura:
Der Sudan ist der größte Flächenstaat Afrikas. Er ist etwa sieben Mal so groß wie Japan und hat eine Bevölkerung von 41 Millionen Menschen. Zwischen der arabisch-stämmigen Militärregierung im Norden und den afrikanisch-stämmigen Rebellen im Süden (SPLMA) bestand über zwanzig Jahre lang ein militärischer Nord-Süd-Konflikt. Im Januar 2005 wurde zwar endlich ein Friedensabkommen unterzeichnet, jedoch gibt es im Land selbst vier Millionen Flüchtlinge, während im Ausland noch einmal 600.000 Flüchtlinge leben. Die Binnenflüchtlinge und die Flüchtlinge im Ausland in ihre Heimat zurückzuführen, die Kontinuität des vereinbarten Friedens zu unterstützen und Hilfe für den Wiederaufbau zu leisten, um den Rückkehrern normale wirtschaftliche Aktivitäten zu ermöglichen - dies sind die vorläufigen Aufgaben im Sudan.

Das WFP unterhält im Land sieben verschiedene Programme. Vor Ort bestehen über dreißig Verbindungsbüros und wir haben über 2.100 Mitarbeiter im Einsatz. Da das WFP insgesamt ca. 10.000 Mitarbeiter hat, ist etwa jeder fünfte im Sudan tätig. Unser Budget für Nahrungsmittelhilfe im Sudan beläuft sich auf insgesamt 746 Mio. US-Dollar. Zusammen mit weiteren Finanzmitteln, wie z.B. für die Reparatur von Straßen zum Transport der Nahrungsmittel sowie für das Räumen von Minen benötigen wir allein in diesem Jahr fast 1 Mrd. US-Dollar. Da sich der Etat des WFP auf insgesamt ca. 3 Mrd. US-Dollar beläuft, geht etwa ein Drittel unserer Mittel in Projekte für den Sudan. Derzeit werden 6,1 Mio. Menschen im Sudan von uns unterstützt.

Am meisten betroffen im Sudan ist die Region Darfur. Diese Region ist etwa so groß wie Frankreich und hier leben 6-7 Mio. Menschen. Gegenwärtig unterstützt das WFP fast die Hälfte von ihnen, nämlich 2,7 Mio. Menschen, mit Nahrungsmitteln.

Der Konflikt in dieser Region begann im Februar 2003 mit Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und den arabisch-stämmigen Janjawid-Milizen einerseits und den afrikanisch-stämmigen Rebellen andererseits. Zwar wurde mehrmals ein Friedensabkommen vereinbart, das jedoch immer wieder gebrochen wurde. Insbesondere seit Ende letzten Jahres haben die Kämpfe an Heftigkeit zugenommen. Am 5. Mai nun haben eine der afrikanisch-stämmigen Rebellengruppen, die Sudanesische Befreiungsbewegung (SLM), und die Regierung ein Friedensabkommen geschlossen. Seit dem Ausbruch des Konflikts im Februar 2003 sind mehr als 2 Mio. Menschen zu Flüchtlingen geworden. Die Situation im Nachbarland Tschad hat sich ebenfalls verschlechtert und die Flüchtlingslager dort werden von regierungsfeindlichen Gruppierungen angegriffen.

Derzeit leiden etwa 12 % der Bevölkerung an akuter Mangelernährung. Dies stellt eine Verbesserung gegenüber 2002 dar, als der Anteil noch 22 % betrug. Allerdings herrscht seit Jahresbeginn ein Mangel an Nahrungsmitteln, und auch Hilfslieferungen gelangen nicht wie geplant zu den Menschen. Wir befürchten daher, dass der Anteil der Menschen, die nicht ausreichend ernährt werden, wieder zugenommen hat.

Das Engagement des WFP in Darfur umfasst Programme zur Verteilung von Nahrungsmitteln (2,5 Mio. Menschen), Programme zur Verbesserung der Ernährung, wie die Verteilung von Nahrungsmitteln an Kinder in Form von Schulspeisungen in den Flüchtlingslagern (345.000 Menschen), sowie weitere Programme zur Verbesserung der Ernährung (210.000 Menschen), mit denen z.B. Kinder mit erheblicher Mangelernährung, aber auch Erwachsene erreicht werden.
 

Wegen Geldmangel kann nur die Hälfte der benötigten Kalorien bereitgestellt werden

- Was bereitet Ihnen beim Engagement des WFP am meisten Sorge?

Frau Tamamura:
Wie ich vorhin bereits sagte, benötigen wir im Sudan allein für sofortige Nahrungsmittelhilfe ca. 746 Mio. US-Dollar. Wegen fehlender Geldmittel mussten wir jedoch seit März unsere Nahrungsmittellieferungen reduzieren. Mit Stand vom 12. Mai fehlten uns 54 % der für den gesamten Sudan benötigten Finanzmittel und von den restlichen 46 % konnten erst Ende April 36 % gesichert werden, weil die Regierungen der Vereinigten Staaten und Kanadas in den dazwischen liegenden zwei Wochen ihre Hilfen aufstockten und so die Lücke verringerten.
In diesen zwei Wochen haben wir zwar erhebliche Finanzmittel erhalten, aber das bedeutet nicht, dass die Nahrungsmittel umgehend bei den betroffenen Menschen ankommen. Für die Auslieferung braucht man im Falle Sudans normalerweise ca. fünf Monate. Der Transport erfolgt über Libyen, von wo aus die Nahrungsmittel auf verschiedenen Routen verteilt werden. Dies alles erfordert sehr viel Zeit. Die 54 % der Finanzmittel, die uns derzeit fehlen, verursachen schon jetzt einen Mangel an Nahrungsmitteln, während die nächsten Lieferungen erst im September ankommen werden.

Zur Zeit streben wir im Rahmen unserer Nahrungsmittelhilfe normalerweise eine Bereitstellung von 2.100 Kalorien pro Person und Tag an. Wegen der fehlenden Finanzmittel mussten wir dies seit Mai auf 1.050 Kalorien reduzieren.

Auch nach dem Zustandekommen des Friedensabkommens wird es etwa ein halbes Jahr dauern, bis Friedenstruppen vor Ort ankommen. In diesem Zeitraum müssen wir unsere humanitäre Hilfe fortsetzen. Weil die Regenzeit unmittelbar bevorsteht, fürchten wir, dass sich der Zugang zu den Menschen dann schwieriger gestaltet und wir unser Hilfsengagement nicht mehr fortsetzen können. Auch das Problem, dass wir die Hilfsmengen reduzieren müssen, erschwert die Lage zusätzlich.

Während über das Friedensabkommen weltweit berichtet wurde, haben die Berichte über die aktuelle Situation des humanitären Engagements sowie über die Lage, in der die betroffenen Menschen ihr Leben fristen müssen, fast ganz aufgehört. Ich denke, dass die Medien wieder mehr darüber berichten sollten, und ich wünsche mir, dass die Öffentlichkeit wieder mehr Interesse zeigt.
 

In Übereinstimmung mit den Prinzipien der japanischen Entwicklungshilfe

- Wie arbeitet Japan mit dem WFP zusammen?

Frau Tamamura:
Seit 1996 hält Japan einen Spitzenrang bei den Geberstaaten für das WFP, der vom zweiten bis zum vierten Platz reicht. 2005 hat uns die Regierung von Japan 160,53 Mio. US-Dollar bereitgestellt. Damit lag Japan auf Platz drei. Für die Hilfsaktivitäten des WFP ist das Zusammenwirken Japans unerlässlich. Bei den jährlichen Konsultationen im März 2005 haben die Regierung von Japan und das WFP bestätigt, bei der Förderung des Konzeptes von „Human Security“, das ein grundlegendes Prinzip der staatlichen Entwicklungshilfe (ODA) Japans bildet, zu kooperieren und eng zusammenzuwirken. Die Nahrungsmittelhilfe im Rahmen des Wiederaufbaus nach Konflikten unterstützt die Rückkehr der Flüchtlinge, trägt zur Stabilisierung ihres Alltagslebens bei und unterstützt die Wiederherstellung der zerstörten Infrastruktur. Sie leistet damit einen Beitrag zur Unterstützung der Friedenskonsolidierung, wie dies auch die japanische ODA anstrebt.

Japan hat seine Unterstützung für die Hilfsaktivitäten des WFP im Bereich Nahrungsmittelhilfe ausgeweitet. Im Haushaltsjahr 2005 hat Japan über das WFP insgesamt 68,56 Mio. US-Dollar für Nahrungsmittelhilfe für die Länder Afrikas südlich der Sahara aufgewendet. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 56 %, und es macht deutlich, dass Japan Afrika hohe Priorität einräumt und großes Verständnis für das Engagement des WFP im Bereich Nahrungsmittelhilfe zeigt. Im selben Jahr hat die Regierung von Japan unsere Aktivitäten im gesamten Sudan mit ca. 20 Mio. US-Dollar unterstützt. Darin enthalten waren Mittel für den Straßenbau und für die Räumung von Minen, die für die Konsolidierung des Friedens sowie für den Wiederaufbau unerlässlich sind, sowie Soforthilfe im Bereich Nahrungsmittelhilfe für die Region Darfur und den Süden Sudans.

Der Frieden im Sudan ist eine der Aufgaben, der sich die internationale Gemeinschaft mit Nachdruck stellen muss. Ich hoffe, dass die Regierung von Japan sich auch künftig für diese Aufgabe einschließlich einer politischen Lösung aktiv einsetzen wird.
 

Der obige Beitrag von Mihoko Tamamura erschien zuerst in der Juli-Ausgabe 2006 von Gaiko Forum und wurde für Neues aus Japan aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt.

 

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