Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.25                            Dezember 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Verleihung des „The Japan Foundation Übersetzerpreises“

 

 

 

 

 

 

 

Am 24. 11. 2006 fand im Japanischen Kulturinstitut Köln die siebte Verleihung des „The Japan Foundation Übersetzerpreises“ statt. Dieser Übersetzerpreis wurde anlässlich des „Japanjahres in Deutschland“ 1999 ins Leben gerufen und wird an Übersetzer verliehen, deren Übersetzungen von Werken der Literatur und der Wissenschaften aus dem Japanischen ins Deutsche sich durch eine besonders hohe Qualität auszeichnen. Der diesjährige Preis ging an Dr. Katja Caßing für ihre Übersetzungen der Kriminalromane „Mord am See“ von Keigo Higashino sowie „Der Hai von Shinjuku“ von Arimasa Ôsawa. Dr. Caßing studierte Japanologie einschließlich mehrerer Studienaufenthalte in Tokyo. Bei der Preisverleihung sprach sie über ihr großes Interesse für Mystery- und sogenannte „Hard-boiled“-Romane und meinte: „Die Übersetzungsarbeit selbst hat großen Spaß gemacht. Sollte ich wieder interessante Bücher entdecken, möchte ich sie auch künftig gerne ins Deutsche übersetzen.“

Der Mystery-Krimi „Mord am See“ von Higashino Keigo wurde 2004 vom Regisseur Aoyama Shinji als „The Lakeside Murder Case“ verfilmt. Die Hauptfigur ist ein Vater, dessen Sohn für die Aufnahmeprüfung an einer Eliteschule lernt. Zusammen mit seiner Frau, seinem Sohn und einer weiteren Familie nimmt er an einem Ferienlager zur Vorbereitung auf die Prüfung teil. Dort wird nun die Leiche der Geliebten des Vaters entdeckt. Da die Mutter gesteht, die Geliebte umgebracht zu haben, beschließt der Vater mit den anderen Teilnehmern des Ferienlagers, die Leiche im See zu versenken und so den Mord zu vertuschen. In diesem Kriminalroman passiert der Mord gleich zu Beginn, und das Rätsel besteht nun darin, dem wahren Mordmotiv auf die Spur zu kommen. Zugleich behandelt er ein gesellschaftliches Phänomen, das in Japan und anderen asiatischen Ländern zu beobachten ist: Nämlich dass ganze Familien alles Mögliche unternehmen, um sicherzustellen, dass ihre Kinder die Aufnahmeprüfung für eine renommierte Schule bestehen.

In Osawa Arimasas „Der Hai von Shinjuku“ wiederum geht die Hauptfigur, ein so genannter Karrierepolizist, ein großes Risiko ein, indem er allein den Kampf mit dem Bösen in der heutigen japanischen Gesellschaft aufnimmt. In Japan besteht bereits eine neunbändige Reihe von Krimis mit dem „Hai von Shinjuku“. Auch diente sie als Vorlage für einen Kinofilm, eine TV-Serie sowie für ein Manga, und die Reihe erfreut sich in Japan außerordentlich großer Beliebtheit. Dass literarische Werke, die in Japan große Aufmerksamkeit erfahren, hierzulande in deutscher Sprache vorgestellt werden, ist auch unter dem Gesichtspunkt sehr erfreulich, dass damit die heutige Kultur Japans aufgezeigt wird.

Prof. Koji Ueda, stellv. Generalsekretär des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin und Mitglied der Preisjury, führte als Begründung für die diesjährige Preisverleihung aus:

„Nicht nur profunde Kenntnisse des Ausgangstextes, nicht nur ein bestimmtes Gespür für sprachliche Feinheiten, sondern auch eine besondere Ausdrucksfähigkeit in der Zielsprache ist, besonders bei Übersetzungen dieser Art von Texten, eine unabdingbare Voraussetzung. Die Übersetzungen von Dr. Caßing haben in dieser Hinsicht alle Juroren überzeugt. Ihre außerordentliche Sprachgewandtheit, ihr atemberaubender Wortschatz, nicht nur im Bereich der Ballistik. Die Natürlichkeit der Milieuschilderung und Dialoge, sei es das Gangstermilieu in Shinjuku-Kabukichoo oder die Welt der freakigen Rockqueen Shoo – wie sie z.B. in dem Apartment ihres Polizistenfreunds, des Hai von Shinjuku, für ihn kocht, oder wie der Kommissar mit den ziemlich ausgeflippten Gästen des Transvestiten-Lokals ‚Agamemnon’ spricht, der tuntige Ton – das alles hat eine große Anschaulichkeit, Geschmeidigkeit und Authentizität. Man sieht die Szenen förmlich wie einen Film vor sich, man riecht und schmeckt, z.B. die Schilderung von Kabukichoo. Mehr noch - die Übersetzerin hat ein untrügliches Gespür für Rhythmus. Die Sätze sitzen, der Ton stimmt, die vielen Register der Rede sind treffsicher angepeilt. Der Übersetzerin ist es gelungen, einen mit Tempo und Witz geschriebenen Krimi in der deutschen Fassung so natürlich klingen zu lassen, dass die Lektüre ein reines Vergnügen ist.“

Es steht zu hoffen, dass auch künftig zahlreiche Werke der japanischen Literatur durch hervorragende Übersetzungen, wie sie Dr. Caßing unternommen hat, dem Publikum in Deutschland vorgestellt werden.

 

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