Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.28                                   März 2007

 

 

Filme aus Japan

Letters from Iwo Jima

(USA 2006, 141 Minuten, FSK 16)

 

 

 

 

 

 


“Es ist wohl noch nie in der Geschichte Hollywoods so viel Rühmendes und historisch Erhellendes über einen Film geschrieben worden, den so wenige Amerikaner sehen wollten“, schrieb Uwe Schmidt (Berliner Morgenpost) anhand eines Einspielergebnisses von lediglich 5,8 Millionen Dollar am Startwochenende in den Staaten. Der Film von dem hier die Rede ist, ist Clint Eastwoods Zwillingsfilm zu „Flags of our Fathers“ - „Letters from Iwo Jima“.

Das ist schade, aber auf eine Weise auch verständlich. Das Projekt, ein und dasselbe Sujet von zwei Seiten, in diesem Falle von zwei sich feindlich gegenüberstehenden Standpunkten, aus zu beleuchten, ist bislang einmalig und somit quasi revolutionär. Und eher selten werden Pioniertaten sofort und umstandslos als solche goutiert. Das ist sicherlich das eine. Das andere ist, dass Eastwoods Film sich nicht nur den Standpunkt des ehemaligen Gegners Japan zu eigen macht, sondern auch dessen Sprache. „Letters from Iwo Jima“ ist fast ausschließlich in Japanisch gedreht, was für die meisten Kinogänger, nicht nur in den Vereinigten Staaten, eher gewöhnungsbedürftig ist. Nun sind das zwei Seiten ein und derselben Medaille: das, was den Film so authentisch macht, macht ihn schwer verdaulich. Und das ist er tatsächlich.

Wie auch schon „Flags of our Fathers“ ist „Letters from Iwo Jima“ durchweg in Grautönen gehalten; beängstigend gleichförmig und trostlos wirkt die Insellandschaft und die sie umkämpfenden Protagonisten. Nur durch das Rot des Blutes wird der graue Schleier mit einer Intensität aufgerissen, dass es weh tut. Die Sinnlosigkeit des Krieges ist wohl nie deutlicher vor Augen geführt worden, als durch die wertungsfreie Gegenüberstellung von Heldentum, Pathos, Brutalität und Angst auf den beiden sich bekämpfenden Seiten. Es ist ein Verdienst Eastwoods, dem „Feind“ mit General Kuribayashi (Ken Watanabe), Baron Nishi (Tsuyoshi Ihara) und dem Bäcker Saigo (Kazunari Ninomiya) ein Gesicht und mit diesem dem Zuschauer die Gelegenheit gegeben zu haben, mitfühlen zu können. Vielleicht bedurfte es dieser kaum bewohnten Vulkaninsel, um die sich in Friedenszeiten niemand geschert hätte, um wie durch ein Brennglas das Absurde, Anonyme und Unmoralische des Krieges deutlich zu machen. Fanatische japanische Soldaten, die sich um ihrer Ehre willen mit Handgranaten zerfetzen; US-Amerikaner, die Kriegsgefangene erschießen, da es am bequemsten scheint; ein japanischer Offizier, der den Brief der Mutter eines tötlich verwundeten US-Marine vorliest; ein sterbendes Pferd und ein getöteter Hund – unvergessliche Szenen und Bilder, die an den Mut zur Menschlichkeit eines jeden einzelnen auch unter schlimmsten Bedingungen appellieren. Und die zeigen, dass Menschlichkeit nicht damit zu tun hat, auf der „richtigen“ oder „falschen“ Seite zu stehen.

 

Fazit:

Der Regisseur hat mit seinen beiden Filmen zweifelsohne einen Meilenstein der Filmgeschichte gesetzt. Und wer bis jetzt nicht wusste, dass es im Krieg nie wirkliche Sieger gibt - der wird es nach Iwo Jima nicht wieder vergessen.

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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