Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.27                               Februar 2007

 

 

Filme aus Japan

Flags of our Fathers

(USA 2006, 135 Minuten, FSK12)

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Es ist ein ambitioniertes Vorhaben, das gerade heute in unserer Welt der vereinfachten Feindbilder zwecks effizienterer Kriegsführung alle Achtung verdient. Regisseur Clint Eastwood hat sich eine der letzten und blutigsten Schlachten des 2. Weltkriegs, den sechs Wochen währenden Kampf um die japanische Insel Iwojima, als ein Thema für zwei Filme gewählt. Eastwood inszeniert in „Flags of our Fathers“ die amerikanische Sicht der Geschehnisse, sein oskarnominierter Film „Letters from Iwojima“ wird – vollständig in japanischer Sprache gedreht – die Schlacht aus dem Blickwinkel der japanischen Verteidiger erzählen. Ein meines Wissens einmaliges Vorhaben in der Filmgeschichte. Der zweite – ergänzende - Film „Letters from Iwojima“ wird im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale laufen und kommt am 22. Februar in unsere Kinos.

Die Schlacht um Iwojima kostete ca. 21 000 Japanern und 7 000 Amerikanern das Leben. Die strategisch bedeutsame kleine Vulkaninsel im Süden Japans wurde zu einem wichtigen Wendepunkt des Krieges. Eastwood war gut beraten, das Pulitzer-Preis-prämierte Foto von Joe Rosenthal als roten Faden in die Handlung einzubinden und anhand des Schicksals der drei überlebenden Soldaten, die mehr zufällig auf eines der berühmtesten Fotos der Welt gerieten, seine Parabel über den Krieg und das mit ihm verknüpfte Heldentum zu entwickeln.
Der Sanitäter John Bradley (Ryan Philippe), der Infanterist indianischer Abstammung Ira Hayes (Adam Beach) und der Kriegskurier Rene Gagnon (Jesse Bradford) werden unvermittelt von den Kämpfen auf Iwojima abgezogen, da die Regierung in Washington der Brisanz und sinnstiftenden Wirkung besagten Fotos, auf dem sechs Soldaten auf dem Vulkanberg Suribachi die amerikanische Flagge hissen, gewahr wird. Das symbolträchtige Foto und die drei überlebenden Flaggenträger sollen nun das kriegsmüde Amerika neu motivieren und zudem für Kriegsanleihen werben, um die Fortführung des Krieges  finanzieren zu können. Einfühlsam porträtiert Eastwood die verstörten jungen Männer, die sich vom Erlebten traumatisiert, schwer in ihre Heldenrolle finden können. Eindringlich und rührend der Indianer Ira Hayes, der seine Verzweiflung in Alkohol zu ertränken sucht und letztendlich von den kühl agierenden Presseoffizieren wieder an die Front geschickt wird, als er die Pappmaché-Berge ohne Hilfe nicht mehr publikumswirksam zu erklimmen vermag.

Die Schlachtszenen auf Iwojima wirken wie in schwarz-weiß gedreht und werden durch das Rot des vergossenen Blutes unmittelbar und angsteinflößend real. Ähnlich wie in Spielbergs „Schindlers Liste“ in dem ein kleines Mädchen im roten Mantel durch die verstörende Handlung irrlichtert, offenbart hier das Rot des Blutes die unvorstellbare Grausamkeit des Geschehens. Eastwoods Darstellung der Landung auf Iwojima erinnert in seiner Authentizität zwangsläufig an einen weiteren Film Spielbergs: „Saving Private Ryan“ – eine Hölle des animalischen Überlebenskampfes zwischen schwarzem Vulkangestein. Nie war das Allein-auf-sich-gestellt-sein und die Verlorenheit des Soldaten so schmerzhaft fühlbar, wie in jenen Szenen, in denen „Doc“ Bradley in der grauen Lavawüste um Orientierung ringend seinen jungen Kameraden sucht. Nun ist uns die Erkenntnis, dass Krieg grausam, inhuman und töricht ist, nicht neu. Es vermag aber ein Verdienst Eastwoods sein, einen solchen Film zur heutigen Zeit in die Kinos zu bringen.
 

 

Fazit:

Auch wenn die zeitversetzten Handlungsstränge sich zu verwirren drohen, ist Clint Eastwood ein geradliniger und engagierter Film gelungen, der vor dem Hintergrund der Grausamkeit des Krieges über eine Geschichtsschreibung sinniert, die über inszenierte Heldenverehrung dem Sinnlosen einen Sinn zu geben versucht. Sie sollten unbedingt auch während des Abspanns sitzen bleiben. Die gezeigten Originalaufnahmen der Schlacht lassen erahnen, wie akribisch nah Eastwood der Realität gekommen sein mag.

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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