
Neue Strategie für wirtschaftliches Wachstum
- für eine starke Wirtschaft, für gesunde Staatsfinanzen und für ein starkes Sozialsystem
• Im Juni 2010 hat die japanische Regierung die „Neue Strategie für wirtschaftliches Wachstum“ (Link zum jap. Außenministerium – engl.) verabschiedet.
• Ziel ist es, ein auf der „Nachfrage“ basierendes Wachstum zu realisieren, mit dem bis 2020 ein durchschnittliches Wachstum des BIP von nominell 3% sowie real 2% erreicht werden soll. Das nominelle BIP in Höhe von 473 Bill. Yen (3,9 Bill. Euro) im Jahr 2009 soll bis 2020 auf 650 Bill. Yen (5,4 Bill. Euro) gesteigert werden. Mittelfristig wird die Arbeitslosenquote auf 3% verringert.
• Um diese Zielvorgaben zu erreichen, werden die Stärken Japans in Bereichen wie Umwelt, Energie und Gesundheit (Medizinische Versorgung und Pflege) genutzt. Zusammen mit der Erschließung neuer Gebiete wie Tourismus und Vitalisierung der Regionen werden auch Maßnahmen in den Bereichen Wissenschaft und Technologie, Beschäftigung und humane Ressourcen sowie Kinder umgesetzt, die als Stützen des Wirtschaftswachstums fungieren.
(Umwelt und Energie)
• Ziel ist es, bis 2020 über 50 Bill. Yen (rund 417 Mrd. Euro) in neue Märkte im Bereich Energie zu investieren, 1,4 Mill. neue Arbeitsplätze im Umweltbereich zu schaffen sowie durch den Einsatz von Technologien des Privatsektors weltweit mehr als 1,3 Mrd. Tonnen an Treibhausgasemissionen (das entspricht der gesamten Emissionsmenge Japans) einzusparen.
- Die wichtigsten Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen, sind:
- Ausweitung erneuerbarer Energien u.a. durch Verbesserung der Mechanismen zum Erwerb von Strom zu Festpreisen.
- Erreichen von „Null Emissionen“ im Wohnungs- und Bürobau u.a. durch ökologischen Wohnungsbau sowie verstärkten Einsatz von Wärmepumpen.
- Vorziehen der Entwicklung revolutionärer Technologien wie Energiezellen, Autos der nächsten Generation sowie Effizienzsteigerung von Heizkraftwerken.
- Schwerpunktmäßige Investitionen in Projekte zur Realisierung einer „Niedrig-Karbon-Gesellschaft“ mittels umfassender Maßnahmenpakete einschließlich Deregulierungen und ökologische Umgestaltung des Steuersystems.
(Gesundheit "Medizinische Versorgung und Pflege")
• Aufbau von Industrien und Schaffung von Beschäftigung, die der Nachfrage im Bereich Medizinische Versorgung, Pflege und Gesundheit entsprechen. Ziele sind ein neuer Markt im Umfang von 45 Bill. Yen (375 Mrd. Euro) sowie neue Arbeitsplätze für rund 2,8 Mio. Menschen.
- Die wichtigsten Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen, sind:
- Gestaltung einer Wachstumsindustrie im Bereich Medizinische Versorgung, Pflege und Gesundheit.
- Innovative Arzneiprodukte aus Japan sowie Ausbau von Forschung und Entwicklung für Technologien im Bereich Medizinische Versorgung und Pflege.
- Förderung der Ausweitung der Industrien im Bereich Medizinische Versorgung, Pflege und Gesundheit ins Ausland, z.B. nach Asien.
- Ausbau des Angebots für barrierefreies Wohnen.
- Stärkung der Grundlagen für Dienstleistungen im Bereich Medizinische Versorgung und Pflege.
(Engagement in Asien)
• Bis 2020 wird eine Freihandelszone (FTAAP) in der APEC gestaltet. Dadurch wird sich der Fluss von Menschen, Gütern und Geld gegenüber heute verdoppeln. Das Einkommen innerhalb Asiens wird ebenfalls verdoppelt werden. Das hohe Wachstum Asiens und die steigende Nachfrage werden sich auch auf die Binnennachfrage in Japan auswirken.
- Folgende Maßnahmen sind für das Erreichen dieser Ziele geplant:
- Als Gastgeber des APEC-Gipfels 2010 fördert Japan aktiv die Liberalisierung von Handel und Investitionen und erstellt eine „Roadmap“ für das FTAAP.
- Unterstützung des Ausbaus der Infrastruktur durch den staatlichen und privaten Sektor etwa bei Bahnverbindungen, Wasser oder Energie sowie Entwicklung von Städten, die im Einklang mit der Umwelt sind.
- U.a. Ausbau des Flughafens Tokyo-Haneda zu einem internationalen 24-Stunden-Drehkreuz sowie Förderung des Open Sky-Konzeptes.
(Wissenschaft und Technologie)
• Bis 2020 wird Japan in den Bereichen Green Innovation und Life Innovation weltweit führend sein. Ziel ist es zudem, die Zahl der Hochschulen zu erhöhen, die in eigenen Bereichen weltweit an der Spitze stehen, allen Promovierten in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern einen Arbeitsplatz zu garantieren sowie durch gemeinsame Anstrengungen von staatlichem und privatem Sektor die Investitionen in Forschung und Entwicklung auf mehr als 4% des BIP zu steigern.
• Japan ist im Besitz zahlreicher hervorragender Technologien, die weltweit führend sind: Etwa die iPS-Zellen von Prof. Yamanaka von der Kyoto University, die Industrieroboter-Technologie oder die Robotertechnologien der nächsten Generation, die im Haushalt, bei der Pflege oder als Mobilitätshilfe für Menschen zum Einsatz kommen. Weitere Beispiele sind die Carbon Nanotubes im Bereich der Nanotechnologie, Supraleiter oder Fotokatalysatoren. Des Weiteren Satelliten zur Beobachtung der Erderwärmung oder zur Erforschung des Mondes.
• In den drei Nobelpreis-Kategorien Physik, Chemie und Medizin wurden bislang 12 japanische Forscher ausgezeichnet. Die vier japanischen Preisträger des Jahres 2008 machen das hervorragende Niveau der japanischen Grundlagenforschung deutlich.
• Die strategische Ausrichtung der Wissenschaft und Technologie an Schwerpunkten wird weiter gefördert. Neben der Grundlagenforschung wird verstärkt in schwerpunktmäßig zu fördernde Bereiche investiert (Life Science, Informationstechnologie, Umwelt und Nanotechnologie). Transportsysteme für den Weltraum, Mess- und Forschungssysteme für Ozeane und die Erde, die Technologie für den Schnellen Brüter, Supercomputer der nächsten Generation sowie XFEL (Röntgenlicht Freie Elektronen Laser) wurden als staatliche Grundlagentechnologien eingestuft.
• Japan investiert 3,7% seines BIP in Forschung und Entwicklung. Dies ist mehr als in anderen Industriestaaten (Deutschland 2,5%, USA 2,7%, Frankreich 2,1%). Besonders anzuführen ist der vergleichsweise hohe Anteil der privaten Investitionen mit ca. 30% (in anderen Ländern rund 20%).
(Beschäftigung und humane Ressourcen)
• Bis 2020 soll die Zahl der jungen Freeter (Männer zwischen 15-34 Jahren sowie unverheiratete Frauen, Studierende ausgenommen, die nur Teilzeit arbeiten oder eine Teilzeitarbeit anstreben) halbiert werden. Auch die Zahl der NEETs („Not in Education, Employment or Training“) soll verringert werden. Weitere Ziele sind u.a. die Förderung der Beschäftigung älterer und behinderter Menschen, die Förderung der Inanspruchnahme von bezahltem Urlaub, die Anhebung der Mindestlöhne sowie die Verringerung der Arbeitszeiten.
• Japans Arbeitslosenquote ist im Vergleich zu anderen Ländern niedrig. Dies ist durch die langfristigen Beschäftigungsverhältnisse bedingt. Die Unternehmen reagieren flexibel auf das wirtschaftliche Umfeld und verfügen auch in Zukunft über Spielraum, um Beschäftigung zu absorbieren.
(Kinder)
• Bis 2020 soll die Geburtenrate (2008 lag sie bei 1,37%) kontinuierlich steigen. Der rasante Bevölkerungsschwund soll gestoppt werden. Allen Menschen, die nach der Geburt und dem Aufziehen von Kindern die Rückkehr in den Beruf wünschen, soll dies ermöglicht werden. Das weltweite Spitzenniveau im Bereich Bildungsabschlüsse wurde bereits erreicht.
- Folgende Maßnahmen sind geplant, um diese Ziele zu erreichen:
- Durch Umgestaltung der Systeme und Bestimmungen einschließlich einer Zusammenfassung von Kindergärten und Tagesbetreuung soll die Beteiligung vielfältiger Projektträger erreicht werden.
- Flexibilisierung der Zeiten und Verfahren für Erziehungsurlaub (u.a. Nutzung von Kurzzeitarbeit während der Erziehung)
- Verbesserung der Qualität der Lehrkräfte, Stärkung der Bildungseinrichtungen in den Regionen unter Einschluss von Personen aus dem Privatsektor.
- Weitere Verbesserung der Bildung im Hochschulbereich.
- Gestaltung eines sozialen Umfelds, das die Sicherheit der Kinder gewährleistet.
Der vorliegende Beitrag ist ein Auszug aus einer Präsentation des japanischen Botschafters, Dr. Takahiro Shinyo, in Wolfsburg im Mai 2010. Weitere Angaben zur Neuen Strategie für wirtschaftliches Wachstum finden Sie zudem in der Regierungserklärung von Premierminister Kan vom Juni 2010 (Link zur Botschaft von Japan – deutsch).