Über uns

2022/1/6

Willkommen auf der Homepage der Botschaft von Japan!

Botschafter YANAGI Hidenao

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes neues Jahr!
 
Im vergangenen Jahr fanden ab September auch in Berlin – wenn auch mit begrenzter Personenzahl – Empfänge anlässlich der Feiertage verschiedener Staaten sowie Konzerte und Sportveranstaltungen wie Fußballspiele statt, zu denen wieder Publikum zugelassen war, so dass die Einschränkungen infolge von Corona endlich gelockert wurden. Aufgrund der raschen Zunahme der Infektionszahlen ab November sowie des Auftretens der Omikron-Variante ab Dezember erlebten wir dann aber doch das zweite Jahr in Folge erneut einen Jahreswechsel mit zahlreichen Einschränkungen. Trotzdem hoffe ich, dass Sie alle gesund in das neue Jahr gekommen sind!
Ich wünsche mir, dass wir uns nun wenigstens in diesem Jahr wieder frei bewegen und zusammenkommen können. Im Folgenden möchte ich einen Rückblick auf die Ereignisse des vergangenen Jahres unternehmen sowie Ihnen einen Ausblick auf dieses Jahr geben.
 
1. Rückkehr zu normalen Aktivitäten

Nachdem ich Mitte November 2020 mein Amt als Botschafter angetreten hatte, war es mir – auch aufgrund der strengen Maßnahmen wegen Corona – mehr als ein halbes Jahr lang nicht möglich Berlin zu verlassen. Ab Juli letzten Jahres besuchte ich dann – mit Erfurt und Leipzig als Auftakt – den Konsularbezirk der Botschaft und unternahm Dienstreisen in die Konsularbezirke der einzelnen Generalkonsulate nach München, Hamburg, Kiel, Frankfurt sowie Hannover. Dabei stattete ich u.a. den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Herrn Günther, und von Niedersachsen, Herrn Weil, Höflichkeitsbesuche ab und konnte so bis Anfang Dezember den normalen Aktivitäten eines Botschafters nachgehen. Ab September fanden zudem wieder Überreichungen von Orden sowie von Auszeichnungen des Außenministers statt, die zuvor mehr als anderthalb Jahre nicht hatten stattfinden können. Diese Veranstaltungen wurden mit einer gegenüber früher reduzierten Zahl von Gästen sowie unter strenger Beachtung der Maßnahmen zum Infektionsschutz durchgeführt. Bei den Persönlichkeiten, die endlich ihre Orden in Empfang nehmen konnten, wie auch bei den geladenen Gästen kam zu der Freude über den Orden bzw. die Auszeichnung noch die Freude über die Rückkehr zum normalen Alltag hinzu. Jedoch stiegen ab November die Infektionszahlen erneut an und ab Dezember wurden wieder strenge Maßnahmen zum Schutz vor Infektionen ergriffen. Mein Höflichkeitsbesuch bei Herrn Woidke, dem Ministerpräsidenten von Brandenburg, fand daher online statt. Ich wünsche mir, dass das Infektionsgeschehen nun rasch abklingt und die Einschränkungen wieder gelockert werden können.
 
2. Bundestagswahl und Regierungswechsel

Am 26. September fand die Wahl zum Deutschen Bundestag statt, die in Deutschland alle vier Jahre durchgeführt wird und bei der die SPD mit einem Stimmenanteil von 25,7 Prozent 1,6 Prozentpunkte vor CDU/CSU lag und somit stärkste Kraft im Bundestag wurde. Die Verhandlungen über eine aus drei Parteien bestehende Regierungskoalition aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP (die sogenannte „Ampelkoalition“) verliefen größtenteils reibungslos, sodass am 24. November der Koalitionsvertrag veröffentlicht wurde und nach Zustimmung im Rahmen der notwendigen Verfahren durch die drei Koalitionspartner am 8. Dezember die neue Bundesregierung der Ampelkoalition unter der Führung von Bundeskanzler Scholz ihre Amtsgeschäfte aufnahm. Dass das Ergebnis der Bundestagswahl sich völlig von den Umfragen unterschied, die noch zwei Monate vor der Wahl durchgeführt worden waren, und dass in diesem Zeitraum plötzlich Bewegung in die Umfragewerte der einzelnen Parteien kam, war auch für mich, der ich die vorherigen sechs Bundestagswahlen verfolgt hatte, keine geringe Überraschung. Auch wenn sich das internationale Umfeld, in dem sich Deutschland und die EU befinden, so schwierig wie noch nie gestaltet, hat sich das Kabinett Scholz die Inangriffnahme von Aufgaben wie die Bekämpfung des Klimawandels oder die Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben und nach Übernahme der Regierungsgeschäfte unverzüglich seine Arbeit aufgenommen.

3. Wahlen in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt

Ebenfalls am 26. September fand auch in Berlin die Wahl zum Abgeordnetenhaus statt. Der frühere Regierende Bürgermeister Müller, bei dem ich im Januar letzten Jahres meinen Antrittsbesuch absolviert hatte, trat nicht mehr an, sondern wechselte als Abgeordneter in den Bundestag. Bei dieser Wahl wurde die von Frau Giffey (frühere Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) geführte SPD mit 21,4 Prozent der Stimmen mit einem Vorsprung von 2,5 Prozent vor Bündnis 90/Die Grünen stärkste Kraft. Am 21. Dezember wurde sie zur ersten Regierenden Bürgermeisterin von Berlin gewählt, und das rot-grün-rote Bündnis aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke wird seitdem fortgeführt.
Aber auch in Mecklenburg-Vorpommern gab es am Tag der Bundestagswahl eine Landtagswahl, bei der die SPD von der Beliebtheit der amtierenden Ministerpräsidentin Schwesig profitieren und den hohen Stimmenanteil von 39,6 Prozent (ein Plus von 9 Prozent) erreichen konnte. Ob es daran lag, dass der bisherige Koalitionspartner in der Großen Koalition, die CDU, erheblich an Zustimmung einbüßte (13,3 Prozent bei einem Minus von 5,7 Prozent), jedenfalls kam es zu einem Wechsel hin zu einem rot-roten Bündnis mit der Partei Die Linke, und Frau Schwesig begann am 15. November ihre zweite Amtszeit als Ministerpräsidentin.
In Sachsen-Anhalt, wo es bereits am 5. Juni Landtagswahlen gegeben hatte, machte die CDU einen großen Sprung (plus 7,3 Prozent) nach vorn auf 37,1 Prozent. Ministerpräsident Haseloff wechselte daraufhin von der bisherigen „Kenia-Koalition“ (SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen) zur „Deutschland-Koalition“ mit CDU, SPD und FDP, um am 16. September seine dritte Amtszeit anzutreten. Am 11. November erhielt ich die Gelegenheit, meinen Antrittsbesuch bei Herrn Haseloff zu absolvieren.

4. Jubiläumsjahr „160 Jahre Freundschaft Japan-Deutschland“ und Kulturveranstaltungen

Im vergangenen Jahr feierten Japan und Deutschland das 160jährige Jubiläum des Beginns ihrer Freundschaft. Die Veranstaltungen in der ersten Jahreshälfte mussten infolge der strengen Corona-Einschränkungen fast ausschließlich online stattfinden, jedoch konnten ab Juli aufgrund der zunehmenden Lockerungen auch Veranstaltungen durchgeführt werden, bei denen eine Teilnahme in Präsenz möglich war. Ab Mitte Juli war in München im Museum Fünf Kontinente eine Ausstellung über den Maler Wilhelm Heine zu sehen, der Japan gegen Mitte des 19. Jh. (Ende des Tokugawa-Shogunats) besucht hatte. Zu dieser Zeit war ich gerade im Rahmen einer Dienstreise in München und schaute mir bei dieser Gelegenheit auch diese Ausstellung an. In Berlin fand am 25. August die Einweihung des Japanischen Teehauses im Museum für Asiatische Kunst im Humboldt Forum statt, das seine Pforten offiziell am 22. September öffnete. An dieser Einweihung nahmen die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Grütters, sowie die Staatsministerin des Auswärtigen Amtes, Frau Müntefering, teil. Dort konnten wir eine Teezeremonie miterleben, die von einem aus London angereisten Teemeister der Urasenke-Schule geleitet wurde (aufgrund von Corona konnten keine Gäste aus Japan anreisen).
In diesem Jahr jährt sich der Todestag des Arztes und Schriftstellers Mori Ogai zum hundertsten Mal. Am 15. September vergangenen Jahres besuchte ich die Mori-Ogai-Gedenkstätte in Berlin. Sie war bis Anfang September eineinhalb Jahre lang geschlossen gewesen und erst am 7. des Monats wiedereröffnet worden. Es war mein erster Besuch dort seit dreizehn oder vierzehn Jahren, und mein Eindruck war, dass die Nutzung digitaler Medien große Fortschritte gemacht hat. Während z.B. früher der Film „Maihime – Die Tänzerin“, eine Koproduktion Japans, der DDR und der Bundesrepublik mit Go Hiromi in der Hauptrolle, nur mittels eines Filmposters vorgestellt wurde, werden den Besuchern nun per Video vier Szenen aus dem Film zur Auswahl angeboten. Zudem wirkt die Gedenkstätte dank ihres neuen Ausstellungskonzepts im Vergleich zu früher nun sehr viel heller. Auch ist dort seit dem 28. Oktober letzten Jahres noch bis zum 30. April dieses Jahres die Sonderausstellung „Morgensonnenland“ zu sehen. Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Besucher den Weg in diese Einrichtung fänden, die an Mori Ogai erinnert, der den ersten Zeitabschnitt des seit 160 Jahren bestehenden Austausches zwischen Japan und Deutschland mitgeprägt hat.
Angesichts dessen, dass in der ersten Hälfte des letzten Jahres aufgrund von Corona fast keine Präsenzveranstaltungen stattfinden konnten, wurde mit dem Auswärtigen Amt vereinbart, das Jubiläumsjahr bis Ende März dieses Jahres zu verlängern. Und auch, wenn das Infektionsgeschehen in Deutschland schließlich wieder zugenommen hat, bin ich der Auffassung, dass dieses 160jährige Jubiläum Gelegenheit bot, die Tiefe und Breite der japanisch-deutschen Beziehungen erneut ins Bewusstsein zu rufen.

5. Wirtschaft

Einhergehend mit der allmählichen Normalisierung besuchte ich im Juli letzten Jahres gemeinsam mit weiteren Botschaftern aus der Region Asien-Pazifik den Freistaat Thüringen und nahm neben einer Zusammenkunft mit Ministerpräsident Ramelow auch an einer Informationsveranstaltung über Start-up-Unternehmen teil. Zudem konnte ich in München die Brainlab AG besichtigen, die u.a. medizinische Software entwickelt. Im Bereich der hierzulande tätigen japanischen Unternehmen besuchte ich eine Produktionsstätte u.a. für medizinische Spritzen der NIPRO PharmaPackaging Germany GmbH im bayerischen Bad Kissingen sowie in Thüringen eine Fertigungsanlage u.a. für Kfz-Wasserpumpen der Nidec GPM GmbH (Nihon Densan-Gruppe). Anlässlich meines Besuchs beim Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt besichtigte ich zudem die dort angesiedelte HORIBA FuelCon GmbH (ein Unternehmen von K.K. Horiba Seisakusho). Diese produzierenden Unternehmen haben sich in ländlichen Regionen Deutschlands angesiedelt, und trotz der Coronapandemie können sie dank eigenem Engagement ihren Aktivitäten relativ reibungslos nachgehen.
Zudem besuchte ich bislang das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sowie das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), um von den dortigen Leitern u.a. ihre Auffassungen zu erfahren, und führte zudem einen Meinungsaustausch mit dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Auch aufgrund des Erholungseffekts von der Coronapandemie konnte ich dabei optimistische Einschätzungen zum künftigen Wachstum vernehmen.
Darüber hinaus fand am 16. Dezember die Kick-off-Veranstaltung der „Japanese-German/German-Japanese Innovation Initiative 160“ im Hybrid-Format statt, die gemeinsam von der japanischen Außenhandelsorganisation JETRO und der deutschen Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing Germany Trade & Invest (GTAI) mit dem Ziel durchgeführt wurde, innovative Start-up-Unternehmen zu fördern. Zu dieser Veranstaltung kam eine Reihe von Teilnehmern im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin zusammen, und bei dieser Gelegenheit hielt auch ich ein Grußwort.

6. Ausblick für 2022

Für uns als Botschaft bildet das Ende Juni anstehende Gipfeltreffen im Rahmen der diesjährigen G7-Präsidentschaft Deutschlands, das – wie bereits vor sieben Jahren – erneut in Elmau in den Bayerischen Alpen stattfindet, den wichtigsten außenpolitischen Termin dieses Jahres. Auch ist davon auszugehen, dass darüber hinaus einige G7-Ministertreffen in Deutschland veranstaltet werden.
Hierzulande und in Europa hegt man die Erwartung, dass die gerade erst ins Amt gekommene neue Bundesregierung unter Bundeskanzler Scholz angesichts der unruhigen internationalen Lage unverzüglich als eine stabilisierende Kraft ihre Führungsstärke innerhalb der EU unter Beweis stellt.
In der Welt des Sports finden im kommenden Februar die Olympischen Winterspiele von Beijing statt, jedoch dürfte für die Menschen in Deutschland vor allem die Frage von Bedeutung sein, ob es der deutschen Fußball-Nationalelf unter ihrem neuen Bundestrainer Hansi Flick bei der Ende des Jahres beginnenden Fußball-WM in Katar gelingen wird, Revanche dafür zu nehmen, dass man bei der letzten WM in Russland nicht über die Gruppenphase hinauskam. Selbstverständlich wünsche ich auch der japanischen Fußball-Nationalmannschaft bei diesem Turnier viel Erfolg.
Allerdings hoffe ich derzeit vor allem, dass die Coronapandemie und insbesondere die Ausbreitung der Infektionen mit der Omikron-Variante rasch gestoppt werden können. Es ist mein Wunsch, dass zwischen Japan und Deutschland schon bald wieder ein ungehinderter Besuchsaustausch möglich sein wird.
 
Auch in diesem Jahr bitte ich Sie ganz herzlich um Ihre Unterstützung.
 
                                                                                   
                                                                                                                YANAGI Hidenao
Botschafter von Japan in der Bundesrepublik Deutschland