Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.10                               September 2005

 

 

 

 

 

 

 

 

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Kabuki meets Shakespeare

Der Regisseur Yukio Ninagawa führt klassisches Theater aus Ost und West zusammen


 

 

 

 

 

 

Kabuki, eine traditionelle Form des japanischen Theaters, ist vor etwa vierhundert Jahren entstanden. Etwa zur gleichen Zeit schrieb William Shakespeare in England die Stücke und Sonette, die heute einen Eckstein der englischen Literatur bilden. Yukio Ninagawa, ein Theaterregisseur, der für seine Shakespeare-Aufführungen in Japan bekannt ist, hat nun diese beiden klassischen Stile zusammengeführt. Das Ergebnis ist eine einzigartige Aufführung von Shakespeares romantischer Komödie „Was ihr wollt" (oder Zwölfte Nacht). Unter dem Titel „Ninagawa Twelfth Night" wurde das Stück im Juli am Kabukiza an der Ginza, einem der bekanntesten Kabuki-Theater Japans, aufgeführt.

Ein neues Kabuki
Ein Grund für die große Aufmerksamkeit, die diese Produktion erhielt - unabhängig von der Verbindung zweier so unverwechselbarer Genre aus Ost und West - ist der Mann, der dahinter steht. Ninagawa kann auf eine glanzvolle Karriere mit Aufführungen von Werken Shakespeares und anderer Autoren zurückblicken - nicht nur in Japan, sondern weltweit.

Geboren 1935 in Kawaguchi, Präfektur Saitama, gab Ninagawa 1969 sein Debüt als Regisseur. Während der siebziger Jahre führte er epische Produktionen auf, die ihm viel Beifall eintrugen und ihn an die Spitze des japanischen Theaters führten. Mit regelmäßigen Tourneen u.a. in Europa, den Vereinigten Staaten und Kanada verbreitete sich sein Ruf auch im Ausland. Den Beginn machte er 1983 mit der klassischen griechischen Tragödie Medea, deren Aufführung ihm viel Lob bescherte. Ein weiterer Liebling der Kritiker war 1996 sein „Mittsommernachtstraum" in London, während sein   „König Lear", aufgeführt von der Royal Shakespeare Company, in London und anderen Orten 1999 und 2000 lange Zeit auf dem Programm stand.

Ninagawa hat eine ganze Reihe von renommierten Auszeichnungen erhalten, darunter auch den vom Bildungsminister verliehenen Kunstpreis. 1992 verlieh ihm die Universität Edinburgh den Ehrendoktortitel. Ninagawa hat auch an Filmen mitgewirkt, z.B. „Ao no Hono" (Das blaue Licht), und fungiert als Präsident des Toho Gakuen College of Drama and Music.

Seine Kabuki-Version von „Was ihr wollt" - oft als Quintessenz der Shakespeare’schen Komödie bezeichnet - ist bislang eines seiner gewagtesten Projekte. Auch wenn Ninagawas Produktion auf einem sorgfältig übersetzten Textbuch basiert, spielt die Geschichte in Japan und alle Figuren haben japanische Namen.

Einer der Hauptdarsteller von „Was ihr wollt" und derjenige, der Ninagawa den Anstoß zu diesem Vorhaben gab, ist Onoe Kikunosuke, ein beliebter junger Kabuki-Schauspieler. „Ich wollte etwas Neues mit Kabuki machen“, meinte Onoe. „Ich hatte mir überlegt, welche neuen Stücke in das Kabuki-Repertoire aufgenommen werden könnten. Ich entschied mich für 'Was ihr wollt', weil es ein Stück von Shakespeare ist mit einer Geschichte, die etwa so alt ist wie die Kabuki-Stücke, die selbst Komödiantisches enthalten und die ich sonst spiele.“ Es ist nicht das erste Mal, dass Ninagawa und Onoe zusammenarbeiteten. Onoe trat bereits 2000 in einer griechischen Tragödie auf, bei der Ninagawa Regie führte.

„Was ihr wollt" verlangt von Onoe eine komplexe schauspielerische Leistung, weil er rasch zwischen zwei verschiedenen Rollen hin und her wechselt, nämlich denen eines jungen Mannes und seiner Zwillingsschwester. Für Onoe, der für seine Fähigkeit, die Rollen schöner Frauen zu spielen, bekannt ist, stellt dies eine große Herausforderung dar. In dem Stück tritt er an der Seite seines Vaters Onoe Kikugoro auf, der mit dem Titel „Lebender Nationalschatz“ ausgezeichnet wurde.

Tradition am Wendepunkt
Die Produktion folgt dem Geist des Kabuki, fügt jedoch auch dreidimensionale Elemente hinzu: so ist eine ganze Seite der Bühne mit Spiegeln ausgekleidet. Ninagawa führt Ost und West zusammen und lässt so die Schönheit des Kabuki entstehen, die diese Produktion auszeichnet.

„Es gibt nichts Schlimmeres als jemanden, der wenig von Kabuki versteht und versucht, mitzumischen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal daran versuchen würde, bei Kabuki Regie zu führen“, meinte Ninagawa. Letztendlich war es Onoes Enthusiasmus für das Projekt, der den Regisseur überzeugte: „Es war gut, dem klassischen Repertoire etwas Neues hinzuzufügen. Dieses eine Mal wollte ich bei Kabuki wirklich Regie führen.“

Nach dem Erfolg von „Was ihr wollt" in Tokyo meinte Ninagawa, er wolle diese Produktion in Zukunft auch in London aufführen.

                                                                                                       (Quelle: Web Japan)

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