Es
ist ja stets erfreulich, wenn man die Gelegenheit bekommt, einen japanischen
Film zu besprechen, der es aktuell in unsere Kinos geschafft hat. Diesen
Monat bin ich in dieser glücklichen Lage - was allerdings auch schon alles
ist, was ich positives berichten kann.
„Shinobi“, der Film, um den es geht und der im Fahrwasser von „Crouching
Tiger, Hidden Dragon“ oder „Hero“ mittenmang der Welle asiatischen
Martial-Art-Kinos zu uns schwappte, ist milde ausgedrückt eine Enttäuschung.
Gehen wir mal davon aus, dass das verdiente „Shochiku“-Studio nicht nur
kommerziell etwas von der angeschnittenen Torte profitieren wollte, sondern
beabsichtigte, mit „Shinobi“ eine typisch japanische Kampf- und
Liebesgeschichte zu erzählen und damit das Hongkong dominierte Genre um eine
Facette fernöstlicher Kultur zu erweitern. Der Ansatz ist ehrenwert – der
Film hält allerdings nicht, was er verspricht. Vielleicht hat sich Regisseur
Ten Shimoyama einfach zu stark von seinen erfolgreichen Vorreitern
inspirieren und darüber seine künstlerische Handschrift vermissen lassen.
Herausgekommen ist somit ein Potpourri aus Zhang Yimous „Hero“, Takeshi
Kitanos „Dolls“ und Bryan Singers „X-Men“. Nur dass all diese Filme auf ihre
Art die weitaus besseren sind...
„Shinobi“
heißt im japanischen soviel wie „inkognito“ und bezeichnet Schattenkrieger
mit übernatürlichen Fähigkeiten, die allgemein unter der Bezeichnung „Ninja“
einige Popularität genießen. Die Geschichte, die auf der Nouvelle „Kôga
Ninpô Cho“ von Futaro Yamada beruht, wurde bereits als Manga und
Computerspiel adaptiert, was eventuell die allzu comic- hafte Aufmachung des
Films wenn schon nicht entschuldigt, zumindest doch erklärt.
Die beiden Sippen der Iga und Kôga schauen auf eine jahrhundertealte
Tradition des Kampfes zurück. Nun, in der Zeit von Tokugawa Ieyasu, der das
Land zu einen beabsichtigt, wird ihre noch fragile Waffenruhe gestört und
die jeweils besten Krieger sollen in einem finalen Kampf gegeneinander
antreten. Angeführt werden die Auserwählten von den Enkeln der Clan-Oberhäupter
– Oboro Iga (Yukie Nakama) und Gennosuke Kôga (Joe Odagiri), die einander
jedoch in Liebe zugetan sind. Es kommt, wie
es
kommen muss und letztendlich rettet Oboro – wenn schon nicht ihre Liebe –zumindest
ihr Volk vor der Vernichtung. Bis dahin jedoch wird viel und dramatisch
gestorben und die über märchenhafte Kräfte verfügenden Helden bieten diverse
Kampftechniken dar – sie werfen Spinnenfäden respektive tödliche Blicke und
hauchen giftigen Atem. Ansonsten fliegen Wurfsterne und es wird von Baum zu
Baum gesprungen, dass das Hongkong-Kino vor Neid erblasst. Was bleibt, sind
zumindest schöne Bilder der japanischen Landschaft – wundervoller
herbstlicher Momiji (Ahorn), rieselnde Blütenblätter und anmutige Frauen.
Wenn Joe Odagiri (Gennosuke Kôga) in „Big River“ (näheres hier) noch zu
überzeugen wusste, ist er hier als sanfter Mittelalterpunk einfach nicht
glaubwürdig. Die Frauen jedoch sind durchweg wunderschön anzusehen und
welcher Mann würde nicht in den Armen der giftigen Hotarubi (Tomoko Kurotani)
sterben wollen...
|